Weihnachtsbrief 2012 Zurück zur vorhergehenden Seite Zur Startseite (Übersicht)

Liebe Freunde,

wie in jedem Jahr ist auch diese Weihnachtszeit völlig ausgefüllt mit dem Packen und Versenden von Weihnachtspaketen an alleinstehende Menschen in Gefängnissen und Psychiatrischen Anstalten. Es wird gearbeitet bis an den Rand der Erschöpfung, aber das muss so sein, um die vielen, vielen Bitten erfüllen zu können, denn die Zeit der Annahme ist begrenzt und muss auf jeden Fall eingehalten werden.

Aber auch viele Entlassene bitten um eine Weihnachtszuwendung. Der Neubeginn nach der Entlassung aus dem Gefängnis ist immer schwer. In den meisten Fällen muss eine neue Wohnung und eine neue Arbeitsstelle gefunden werden, außerdem sind oft nicht unerhebliche Schulden aufgelaufen, die nach und nach abzuzahlen sind.

Hart traf es einen Mann, der noch im Gefängnis eine so schwere Herzkrankheit bekam, dass er vorzeitig in eine betreute Einrichtung entlassen wurde. Damit er sich etwas zusätzliches Obst und dringend benötigte Kleidungsstücke kaufen konnte, schickten wir ihm ab und zu ein wenig Geld, aber ein Brief mit 50,-- Euro Inhalt wurde aus dem Hausbriefkasten gestohlen. Er wohnt jetzt in einer anderen Einrichtung und wartet sehnsüchtig auf ein Spenderherz, um noch ein paar Jahre länger leben zu können. Er ist erst 42 Jahre alt.

Einem noch nicht vierzigjährigen Mann ist es auch innerhalb von sechs Jahren nach seiner Entlassung noch nicht gelungen, sich ein gutes Leben in Freiheit aufbauen zu können. Er war von Bayern nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen, wo er im Betrieb eines früheren Kumpels Arbeit bekommen hatte, aber dieser Betrieb ging in Konkurs. Nun erhoffte er sich von dem Umzug nach Berlin eine positive Wende in seinem Leben, aber diese Hoffnung erfüllte sich bisher nicht. Zum Glück wurde er nicht erneut straffällig, dies in erster Linie durch die besondere Unterstützung von unserer größten Spenderin, die ihn als ihren besonderen Schützling angenommen hatte und ihm immer wieder über uns Zuwendungen zukommen ließ. Im März ist sie in hohem Alter verstorben – bis zum Schluss hat sie uns immer wieder beauftragt, den jungen Mann niemals zu vergessen. Sie war eine wunderbare Frau, die immer Verständnis für Menschen in schwierigen Lebenslagen hatte, für Menschen, die sich selbst ins Abseits gebracht hatten.

Dies sind nur zwei Beispiele von vielen, vielen Lebensläufen, die jetzt unserer Hilfe bedürfen. Es gibt erschreckend viel Not innerhalb und außerhalb der Gefängnisse.

Die Familien von inhaftierten Menschen sind immer unschuldig mitbestraft, wenn jemand aus der Familie inhaftiert ist. Die Kontrollen bei den wenigen erlaubten Besuchen, die Überwachung der Besuchsräume und die ganze abnorme Situation sind schwer zu ertragen.

Birgitta Wolf ist nun bereits mehr als dreieinhalb Jahre tot. Sie hat sich ihr Leben lang um Menschen, die Hilfe brauchten, gekümmert. Der Nothilfeverein, der ihren Namen trägt, wurde vor 43 Jahren gegründet und wir werden, solange wir von verständnisvollen Mitmenschen unterstützt werden, die Arbeit weiter führen. Ein ganz großes Dankeschön an alle, die uns zur Seite stehen und uns helfen mit Geldspenden und aktiver Mitarbeit. Ohne die Unterstützung durch unsere treuen Spender und Helfer könnten wir mit der Arbeit nicht weiter machen.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes, glückliches neues Jahr wünscht Ihnen im Namen des gesamten Vorstandes mit herzlichen Grüßen

Ihre

Marianne Kunisch